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Die Herleitung von Konzept und Design

Noise is Silence is Noise Denotation Die Herleitung von Konzept und Design Die ursprüngliche Inspiration des Namens Noise is Silence is Noise wurde technisch inspiriert von Karlheinz Stockhausens Studien, Steve Reichs "Come out to show them", 4",33' und Pierre Henrys Musicque Concréte für ihr Wirken zur Emanzipation des Geräusches. Die Auseinandersetzung mit den Erfindern der Noise-Musik, den italienischen Futuristen, allen voran Luigi Russollo, erfolgte erst später, sollte aber wichtige Impulse für die zweite Phase von Noise is Silence is Noise liefern. Die erste Phase von N(S)N war die intellektuelle Dekonstruktion und Auflösung von tradierten, romantisch-harmonischen Hörgewohnheiten. Haus Arafna, Clock DVA, Hafler Trio und Nine Inch Nails sind für diese Phase, neben den zuvor genannten, ebenfalls zu nennen.

Die zweite Phase, die Beschäftigung mit den Futuristen, dem Dadaismus und dem Japanischen Noise brachte die archaische Lust an der Zerstörung mit ein. Die Zerstörung von Hörgewohnheiten, Publikumserwartungen, Harmonien, Strukturen und Reproduzierbarkeit. Auch Christoph Schlingensiefs Kunstprojekt „Scheitern als Chance‟ ist als maßgblicher Einfluss zu nennen. Der formale Überbau tritt nun zugunsten von Prozessen und Kontraprodukten („Der Weg ist der Weg‟, Kraftwerk), der Strukturverweigerung und des unwiederbringlichen Moments, in Zeiten in den die Reproduktion zur Trivialität geworden ist, zurück.

Die onomatopoetische Herleitung des Names hat allerdings einen ganz anderen Ursprung. Sie stammt von drei Textstellen.
"Rose is a rose is a rose is a rose." von Gertrud Stein, und "A rose by any other name would smell as sweet", William Shakespear, standen Pate für die Arbitrarität von Bezeichnung und Bezeichnetem und sind ein Verweis auf die ewige (existenzialistische) Rekursion auf sich selbst, ergänzt durch den letzte Satz von Hamlet "(...) and the rest is silence." (diese 1999 entdeckte Referenz wurde anderweits erst wieder im Jahre 2009 von Alex Ross mit seinem Buch „The Rest Is Noise: Listening to the Twentieth Century‟ aufgegriffen.

Die Stille geht über in Geräusch

In der realen Welt unterschieden sich Geräusch und Stille unterscheiden sich nur durch ihre Verstärkung, also ihre Amplitude, voneinander. Das sphärisches (Gauss-) Rauschen, erzeugt von Strahlungen aller Art, ist die Stille, das unhörbare Geräusch, das uns umgibt. Mittels analoger Radio- und Fernsehverstärker wird diese Stille als Weißes Rauschen erfahrbar. Die Technik erweitert unsere Sinne und die Erfahrung „Stille in der Natur‟ wird auf das Fehlen einer „Verstärkung des Rauschen‟ zurückgeführt.

Wir stehen hier vor einer Kluft zwischen dem menschlich Erfahrbarem und dem technisch Meßbarem. Echte Stille, also digital Null, ist nur auf logischem Wege zu erreichen. Im digitalen Bereich, können sich zwei Geräusche zu Stille auslöschen, wenn ihre Wellenform phaseninvertiert, sind. Im analogen Bereich wird allerdings immer ein Restgeräusch übrigbleiben, denn im physikalisch analogen gibt es keine zwei identischen Geräusche, nur ähnliche, im Gegensatz zur logischen und digitalen Signalverarbeitung.

Auch logisch, als Operator ist Null ein Problem, bezeichnet als „Definitionsloch‟. In einem Funktionsgraphen der mathematischen Rechenvorschriften, wird es meistens mit ( ) dargestellt. Mit Digital Null lassen sich nur die fundamentalen Rechenoperatoren, Addition und Subtraktion sinnhaft anwenden, aber und schon die nächst höheren Operatoren führen entweder zur Auslöschung der Gleichung bei der Multiplikation oder zu Definitionslöchern, den Singularitäten, bei Divisionen. Differenziale und Integrale nehmen sich hier nicht aus und die Notwendigkeit der Zahlengruppe der Imaginären bestätigt diesen Umstand nur. Der Null-Zustand muß also mit paradigmatischen Definitionen umgangen werden. Denn Singularität ist nun der Ort, an dem alles geschehen kann, der undefinierte Ort. Damit wäre ein „Definitionsbereich über einer Funktion‟ nichts anderes, als ein „magischer Bannspruch‟, zum Schutz vor dem Unbekannten, dem Umdenkbaren, dem Bereich des Imaginären.

Was als Erfahrung bleibt ist die physikalische Stille, ein Rauschen unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsschwelle und die nicht definierbare absolute, symbolische, digitale Stille. Stille und Rauschen haben selbst jedoch keinen Inhalt, sie sind nur Oppositionen, Extreme dem anderen gegenüber. Nur die andauernde Bewegung zwischen beiden Polen, das Signal, hat Inhalt.

Nominal: Noise is Silence is Noise
Offizielle Abkürzung N(S)N
Japanische Emoji Abkürzung (thanks to Scherbe): (N)s(N)
URL-kompatible Abürzung: n2s1

 

Ursprüngliche Verfassung 2000, überarbeitet 2015

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